Magda "Miss Maggie"

Vor einiger Zeit beschlossen Herr und Frau Wierzbicki aus Krakau, ihren wohlverdienten Urlaub in Irland zu verbringen. Als sie eines schönen Nachmittags am Ufer des Liffey spazieren gingen, trieb ihnen ein Weidenkörblein im Wasser entgegen, aus dem ein herzzerreißendes Wimmern erscholl.
Beherzt sprang Herr Wierzbicki in die eiskalten Fluten des irischen Flusses und fischte das Körblein heraus. Groß war die Überraschung für das ungewollt kinderlose polnische Ehepaar, als sie erblickten, was darin lag: ein kleines, niedliches, rothaariges Mädchen.
„Dieses Baby hat uns der Himmel geschickt!“ rief Frau Wierzbicka freudig entzückt aus. Miss Maggie wurde unverzüglich an Kindes statt angenommen, entwickelte sich prächtig und wuchs zu einem anmutigen und liebreizenden Geschöpf ( = bonnie wee lass) heran.
Herr Wierzbicki, seines Zeichens Geiger in einem renommierten Orchester, erkannte früh die musikalische Begabung seiner Adoptivtochter und führte Miss Maggie in die Welt des Violinenspiels ein, wunderte sich jedoch über die stete Unlust des elfengleichen Mädchens, Mendelssohn und Tschaikowsky zum Besten zu geben und dereinst seine gut dotierte Stelle im Orchester zu übernehmen. Miss Maggie wollte zu seiner Betrübnis immer nur Jigs und Reels spielen, und das setzte der trotzige Rotschopf schließlich auch durch. Bis heute spielt die Fiddle Queen mit heißem Herzen und keltischer Seele. Herr Wierzbicki ist längst damit ausgesöhnt.